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PA-Projekt-P300

Von einem der auszog das Fürchten zu lernen oder Wie verschwende ich Zeit und Geld

Wir basteln uns eine KW-PA. Auf 80m hörte ich eines Abends bei irgendeiner der Laber-Runden während einer tiefschürfenden Diskussion über Endstufen-Eigenbau die weise Offenbarung: "Eine ordentliche PA muss begehbar sein". Diese geistreiche Bemerkung hat dann wohl eine Sicherung durchbrennen lassen.

Vom Hutzelmann habe ich ein Endstufen-Fragment erstanden (zu teuer). Das war ursprünglich die Treiberstufe für einen Kurzwellensender bei Radio RFE in der Sendestation Holzkirchen. In der Endstufe werkten 2x Siemens RS2011 im Gegentakt. In der Treiberstufe 2x P300 von BCC ebenfalls im Gegentakt.

Hier ein Auszug aus dem Schaltplan:

P300 Treiberstufe

Das ganze sah dann in der Rumpelkammer (nicht meine) erstmal so aus:

P300 im Messi-Keller

Ansonsten waren keine Bauteile und Werkzeuge vorhanden. Also ideale Voraussetzungen für das erste PA-Projekt. Erstmal sauber machen. Dann sieht der Schrott schon nach edlem Schrott aus:

P300 anheizen

Die Röhren scheinen zu funktionieren. Zumindest keine Heizwendel gebrochen. Es hat einige Zeit gedauert, weitere Bauteile zu organisieren. Zuerst musste ein Gehäuse her. Ein 19" Schrank aus Alu von Rohde&Schwarz schien würdig zu sein. Dieser diente einer Pager Basisstation als Behausung. Eine Spedition brachte mir das Teil aus Norddeutschland.

Dann wurde das Anodennetzteil aufgebaut. Klotzen und nicht kleckern. Grundsätzlich steht im Shack kein Drehstrom-Anschluß zur Verfügung. Um dennoch hohe Leistungsspitzen zu erreichen, sollte die Energie in reichlich Blech gepuffert werden; so die tolle Idee. Das Netzteil sollte mit einer Siebdrossel aufgebaut werden. Zusammen mit der erforderlichen Leerlauflast ist die Ausgangsspannung stabiler (steifer) als bei herkömmlichen Netzteilen. Also dann. Hier der Anodentrafo mit 2x 2.8kV:

Anodentrafo

Aufgebaut als 1:1 Trenntrafo mit 2 nachgeschalteten Spartrafos. Gewicht ca. 30kg.

Kondensatoren können auch Eimer-Grösse haben:

Siemens MP

Es standen 2 HV-Drosseln zur Verfügung. Also wurde das Netzteil mit 2-stufiger Drosselstufe aufgebaut. Um die Drosseln mit einem Gewicht von mehr als 60kg (pro Stück) in den 19" Schrank zu bekommen, wurden Rahmen aus Vierkantrohr geschweisst. Ausserdem wurden L-Schienen aus dickem Baustahl in den Schrank geschraubt, um die Rahmen mit den eingehängten Drosseln aufzunehmen. Das sieht dann so aus:

Hochspannungs Drossel

Für die Gleichrichtung wurden HV-Dioden von AEG verwendet (1.25A bei 9kV). Und ein paar Russen-Widerstände für die Grundlast des Netzteils. Bitte keine blöden Bemerkungen. Ich weiß selbst, dass das grüne Zeug keine Hochspannungskabel sind. Aber solche hatte ich grad nicht zur Hand. Der Schrank wog zwischenzeitlich knapp 1/4 Tonne.

HV-Rectifier

Für einen ersten Funktionstest wurde mit einem langen Besenstiel eingeschaltet. Nach einem lauten Knall wurde es dunkel und mir standen die Haare senkrecht. Der Sicherungsautomat hat ausgelöst. Was ist geschehen? Die grünen Kabel taugen tatsächlich nix für hohe Spannungen (oh Wunder). Es gab einen Durchschlag durch den Mantel über die Luft auf die Schrank-Masse.

Nun war noch die Auskopplung und Antennenanpassung zu planen. Möglichst ohne Spulenwechsel zumindest zwischen 3.5Mhz und 28MHz. Literatur zu dem Thema ist heute rar. Im "Handbuch für den Kurzwellenamateur" von DL7AQ (von 1950!) wurde ich nach etlichen Monaten fündig. Ein sogenannter Mehrfachschwinkreis für Gegentaktbetrieb wird dort vorgeschlagen. Unter anderem mit 4-fach Drehko. Cool. Wo gibt es das heutzutage? Besser wir nehmen zwei Doppeldrehkos und lassen diese synchron laufen. Zwei Wellen mit aufgesetzten Ritzeln und über Kette oder Zahnriemen gekoppelt. Wir müssen also etwas Feinmechanik basteln. Lötkolben, Schraubendreher und Handbohrmaschine werden hier nicht ganz ausreichen. Ich brauche dringend eine Fräse, eine Drehbank und einen Standbohrer. Das wird teuer. Moment mal: Stopp! Eigentlich hätte ich lieber eine PA gehabt.

Nach einigen Wochen des Sinnierens kam ich zu dem erstaunlichen Schluß, daß mein Vorhaben für das erste Endstufenprojekt möglicherweise geringfügig zu ehrgeizig gewesen sein könnte. Die Einzelteile wurden noch jahrelang eisern aufbewahrt, x mal von links nach rechts geräumt und schlußendlich entsorgt.

Kapitulation? Zur Hölle! Mir vielen ein paar GU50 Pentoden in die Krallen. Da lässt sich was draus machen. Und so fand das Drama im GU50-PA Projekt seine Fortsetzung (siehe dort).